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https://iclfi.org/spartacist/de/35/eichhorn

Aus der Ablehnung der bisherigen Opposition der IKL, für Exekutivämter zu kandidieren und diese zu übernehmen, folgt auch, dass wir den Artikel „Die Polizei und die Deutsche Revolution von 1918/19“ in Spartacist, deutschsprachige Ausgabe Nr. 30, Winter 2014/15, korrigieren müssen. Der Artikel kritisierte unsere Broschüre Voran/Militant Labour: Rührendes Vertrauen in den kapitalistischen Staat von 1994 und verurteilte die Arbeit von Emil Eichhorn, einem linken Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD), der im November 1918 in Berlin aufständische Arbeiter bei der Entwaffnung der Polizei anführte. Als Eichhorn das Amt des Polizeipräsidenten übernahm, rekrutierte er eine Miliz aus Tausenden sozialistischen Arbeitern und Soldaten. Nach seiner Entlassung durch die preußischen Behörden im Januar 1919 erhoben sich die Arbeiter in dem bekannten Spartakusaufstand, der von der sozialdemokratischen Regierung blutig niedergeschlagen wurde.

Zur Rolle Eichhorns bei diesen Ereignissen stellte unsere Broschüre von 1994 richtigerweise fest:

„Eichhorn war kein bürgerlicher Bulle, ebensowenig wie der Kern seiner Kräfte. In einer Situation des revolutionären Aufruhrs versuchten Eichhorn und seine Miliz, die bestehende bürgerliche Polizeimacht zu ersetzen, und sie betrachteten sich als rechenschaftspflichtig gegenüber den Arbeiterräten und der Linken, nicht gegenüber der kapitalistischen Regierung. Jedoch war es ein fataler Fehler, symptomatisch für die Konfusion des Berliner Aufstandes, dass Eichhorn die alte Polizeimacht nicht auflöste, sondern seine Miliz mit ihr fusionierte.“

Der Spartacist-Artikel stieß diese Einschätzung um und stellte Eichhorn als reformistischen Dummkopf hin, der sich „vorgemacht“ habe, er könne im Laufe der revolutionären Ereignisse die Polizei ersetzen, und rügte auch die Arbeiter, die sich zu seiner Verteidigung erhoben. Die „fatale Illusion“, dass „man einfach die bestehenden Organe des bürgerlichen Staates übernehmen könnte“, erklärten wir, „bestimmte den Lauf der Ereignisse im Januar 1919 mit. Die Arbeiter, von denen viele bewaffnet waren, waren nicht für den Kampf um die Macht organisiert.“

Dieser Artikel verkörpert in Reinkultur die leblose, formalistische Methode, die hinter unserer früheren Position zu Exekutivämtern stand. Bei allen Fehlern, die Eichhorn und die von ihm geführten Arbeiter begingen, „übernahmen“ sie nicht „einfach“ den Polizeiapparat, sondern nutzten Eichhorns Position, um eine neue Truppe aufzustellen, die sich auf die bewaffneten Arbeiter stützte und den Arbeiterräten gegenüber verantwortlich war – etwas, das jede Revolution versuchen muss. Eichhorn war sich über seine Ziele im Klaren, als er nach seiner Entlassung vor einer großen Menschenmenge verkündete: „Ich habe mein Amt von der Revolution empfangen, und ich werde es nur der Revolution zurückgeben!“ (Die Rote Fahne, 6. Januar 1919).

Unsere scholastische Verurteilung Eichhorns spielte die zentrale Lehre aus der gescheiterten deutschen Revolution herunter. Der Grund, weshalb die Arbeiter „nicht zum Kampf um die Macht organisiert“ waren, war, dass ihnen eine erfahrene revolutionäre Führung fehlte. Die Kommunistische Partei war erst Ende Dezember 1918 gegründet worden, nachdem ihre wichtigsten Führer mit der USPD gebrochen hatten. Ihre äußerst verspätete Abspaltung von den Sozialdemokraten war der entscheidende Grund für den tragischen Verlauf der Ereignisse von 1918/19, die in der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch Gustav Noskes Bluthunde gipfelten. Diese grundlegende Wahrheit und die etwaigen Fehler Eichhorns schmälern in keiner Weise die Rolle, die er als Held unserer Klasse gespielt hat.