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Dieses Extrablatt von Workers Vanguard, Zeitung unserer Genossen der Spartacist League/ U.S., erschien am 22. September.
Die Nachwirkungen der Ermordung des reaktionären Ideologen Charlie Kirk haben gerade erst begonnen. Eines ist jedoch klar: Die anfänglichen Jubelrufe in den sozialen Medien waren mehr als bescheuert, denn eine ohnehin schon schlechte Situation verschlimmert sich rapide. Wir werden sicherlich nicht um ihn trauern, aber er hätte nicht getötet werden sollen.
Jetzt hat die Rechte – sowohl in den USA als auch international – einen Märtyrer. Trump und seine Berater riefen umgehend zu einem Rachefeldzug gegen die Linke auf. Von MAGA-Aktivisten bis hin zu echten Faschisten griffen alle diesen Schlachtruf auf. Am Tag nach Kirks Tod wurden mehrere historisch schwarze Colleges aufgrund physischer Drohungen abgeriegelt. Es bahnt sich ein brutales Vorgehen gegen alle an, die als Hindernis für Trumps Agenda angesehen werden – nicht zuletzt gilt das für Arbeiter aller politischen Lager, die gegen ihre miserablen Bedingungen protestieren.
Individueller Terror ist niemals der Weg nach vorne und führt immer zu größerer staatlicher Repression. Aber in einigen Fällen, wie in diesem, verstärkt er die politische Polarisierung des Landes erheblich und bringt den Unterdrückten nur Unheil. Im Gegensatz dazu fand die Tötung des CEOs von UnitedHealthcare Ende letzten Jahres quer durch das politische Spektrum einen gewissen Anklang – aus gutem Grund. Als Chef eines parasitären Unternehmens, das Millionen Menschen lebensrettende Gesundheitsversorgung verweigerte, hatte er jede Menge Blut an den Händen. Das konnte man von Kirk nicht sagen, der sich durch sein scharfes Auseinandernehmen liberaler Ansichten in Debatten an Hochschulen einen Namen gemacht hatte.
Kirk war selbstgefällig und selbstsicher in seiner Argumentation, insbesondere wenn die Liberalen ihn einfach als rassistisch, transphob usw. abstempeln wollten. Diese Attribute trafen zwar zu, aber die Versuche, ihn zu beschämen, haben Kirk weder widerlegt noch seine Anziehungskraft gemindert. Diese Auseinandersetzungen waren symbolisch für die aktuelle politische Lage. Der bisherige liberale Status quo, der für die herrschende Klasse seine Nützlichkeit verloren hat, ist endgültig vorbei; die Rechte hat nun fest die Macht inne. Kirks Gegner sehen im Großen und Ganzen keine andere Möglichkeit, als zu verzweifelten Maßnahmen zu greifen. Seine Ermordung war genau das und in gewisser Weise die logische Fortsetzung der „Cancel Culture“, die darauf abzielt, gegensätzliche Standpunkte mundtot zu machen, anstatt sie zu widerlegen. Und genau wie die leeren moralischen Ermahnungen der Liberalen festigt dies, wenn überhaupt, nur die Unterstützung für Kirks widerwärtige Ansichten.
Ein sicheres Zeichen für die Unfähigkeit der Liberalen, Kirk zu widerlegen, war und ist, dass sie ihn gemeinhin als Faschisten brandmarken. Kirk war nicht der Anführer einer mörderischen Bande – was eine faschistische Organisation ja ist –, auf die die herrschende Klasse zurückgreift, wenn sie sich politische Debatten nicht mehr leisten kann. Diese Schocktruppen der Reaktion müssen entschlossen zerschlagen werden, auch durch bewaffnete Selbstverteidigung, wo dies nötig ist. Das trifft jedoch nicht auf Kirks Turning Point USA (TPUSA) zu, eine schnell wachsende konservative Mainstream-Jugendbewegung an Universitäten im ganzen Land. Ihr Programm ist unverkennbar reaktionär, aber Kirk rekrutierte keine Studenten, um Linke und Minderheiten zu töten oder Gewerkschaften physisch zu zerschlagen. Vielmehr ging er mit rückständigen Ideen hausieren, die entlarvt und politisch besiegt werden müssen.
Eine echte Antwort der Arbeiterklasse
Kirks Argumente müssen noch beantwortet werden. Die Liberalen, die soziale Probleme als grundlegend moralischer Natur betrachten, waren dazu nicht in der Lage. Sie haben sich nur in Widersprüche verstrickt und am Ende die Realität geleugnet. Bis heute hat die marxistische Linke es nicht besser gemacht, vor allem, weil sie sich seit langem dem liberalen Rahmen verschrieben hat. Drehen wir also den Spieß um und beginnen wir, einige der kontroverseren Aussagen von Kirk auseinanderzunehmen:
„Hätten wir gesagt, dass Joy Reid, Michelle Obama, Sheila Jackson Lee und Ketanji Brown Jackson aufgrund von Affirmative Action [Quotenregelung zur Förderung von Minderheiten] ausgewählt wurden, hätte man uns als Rassisten bezeichnet. Aber jetzt treten sie selbst an die Öffentlichkeit und sagen es für uns ... sie sagen, dass sie nur aufgrund von Affirmative Action hier sind. Ja, das wissen wir. Ihr habt nicht die geistige Kapazität, um wirklich ernst genommen zu werden. Ihr musstet euch den Platz eines Weißen stehlen“ (Podcast The Charlie Kirk Show, 13. Juli 2024).
Dieses Juwel wird seit Kirks Tod vielfach zitiert. Der typische Austausch darüber folgt einem bekannten Muster. Liberale: Kirk war ein Rassist, der schwarze Frauen als geistig unfähig diffamierte. Rechte (siehe Vizepräsident JD Vance als Moderator von Kirks Podcast aus dem Weißen Haus): Nein, das hat er nicht gesagt; er sprach von diesen vier bestimmten schwarzen Frauen. Liberale: Nun, Kirk ist ein Rassist, weil er die Intelligenz dieser vier schwarzen Frauen beleidigt hat, und Vance ist ein Rassist, weil er ihn verteidigt. Und so fühlen sich die Liberalen gut, während die Rechten versprechen, ihnen die Hölle heiß zu machen – und nichts wird aufgeklärt.
Auf einer Ebene ist es nicht so schwer, Kirks Argumentation zu widerlegen. Plätze, sei es an einer Eliteuniversität oder in einem hochkarätigen Job, wurden noch nie ausschließlich oder auch nur hauptsächlich aufgrund der geistigen Leistungsfähigkeit vergeben. Vetternwirtschaft und Geld spielen hier eine ziemlich große Rolle. Unzählige Weiße bekleiden Positionen, die sie nur aufgrund ihrer Herkunft erreicht haben. Darüber hinaus haben Manager, wie fast jeder Arbeiter bestätigen kann, in der Regel keine große Ahnung davon, was nötig ist, um einen Job richtig zu erledigen, aber sie brüllen Befehle und spielen sich auf, als hätten sie etwas wirklich Wertvolles beizutragen. Und es gibt viele Politiker auf beiden Seiten des politischen Spektrums, Bundesrichter unterschiedlicher politischer Ausrichtung und Kommentatoren bei Fox News und MSNBC, die alles andere als die hellsten Köpfe sind.
Aber diese Beobachtungen kratzen nur an der Oberfläche, und wir täten gut daran, tiefer zu graben. Kirk nimmt nicht vier zufällige schwarze Frauen ins Visier, sondern Mitglieder der schwarzen Elite, deren Interessen und Perspektiven weit von denen der schwarzen Massen entfernt sind. Und es handelt sich nicht nur um vier zufällige Mitglieder der schwarzen Elite, sondern um starke Verfechter der alten liberalen Ordnung, die sich mit edlen Idealen schmückte, während weiße und alle anderen Arbeiter (einschließlich der meisten Schwarzen) wirtschaftlich untergingen.
Die Wahl von Barack Obama (dessen Pressesprecherin Reid bei seiner Kampagne 2008 war) sollte „Hoffnung und Wandel“ bringen und den fast vollständigen Wandel des Landes zu einer postrassistischen Gesellschaft signalisieren. Stattdessen wurde einfach ein Schwarzer zum Aufseher der Plantage befördert. Die Obama-Regierung konzentrierte ihre ganze Energie darauf, die Banker und Bosse auf Kosten der Arbeiter aus der großen Finanzkrise zu befreien – und Schwarze waren die ersten, die aus ihren Häusern und Jobs geworfen wurden.
Je weniger die Liberalen den Arbeitern und Armen materiell zu bieten hatten, desto mehr neigten sie zu großartigen „Woke“-Gesten, um an der Macht zu bleiben. So versprach Biden in seinem Wahlkampf 2020, die erste schwarze Richterin am Obersten Gerichtshof zu ernennen – und erwählte dazu später Jackson, unter großem Tamtam aus dem Weißen Haus, während die meisten Menschen unter der grassierenden Inflation litten, die er angeheizt hatte. Lee war eine treue Verbündete sowohl von Biden als auch von Obama. Kurz gesagt, diese vier schwarzen Frauen spielten eine führende Rolle im Namen eines Flügels der herrschenden Klasse, die den Großteil der Bevölkerung unterdrückte – nicht zuletzt die schwarze Bevölkerung. Das sind keine Erfolgsgeschichten, die man bejubeln kann.
Als der Oberste Gerichtshof die Affirmative Action nach Rassenzugehörigkeit bei der Zulassung zu Universitäten verbot (und Kirk die oben zitierte Bemerkung machte), sprachen sich die erstgenannten drei Frauen öffentlich als ehemalige Begünstigte für solche Programme aus, und Jackson veröffentlichte eine scharf formulierte abweichende Meinung gegen das Verbot. Hier liegt das grundlegende Problem: Liberale Initiativen zur positiven Diskriminierung, die im Namen der Wiedergutmachung historischer Verbrechen umgesetzt werden, können nichts dergleichen bewirken. Sie führen jedoch garantiert zu Spannungen, die in einer massiven Gegenreaktion gegen die historisch unterdrückte Bevölkerung explodieren, insbesondere in einer stagnierenden Gesellschaft.
Wie kommt das? Bei einer festen Anzahl von vorhandenen Studienplätzen an einer Universität geht die Bevorzugung eines schwarzen Studenten auf Kosten von weißen und anderen nicht-schwarzen Bewerbern. Das Gleiche gilt für DEI-Maßnahmen [Vielfalt, Chancengleichheit, Inklusion] bei Einstellungen. Unter dem Druck einer niedergehenden Wirtschaft musste diese Konkurrenz, insbesondere um begehrte Positionen, sich zwangsläufig verschärfen und überkochen. Hinzu kommt, dass diese symbolischen Maßnahmen immer nur Lippenstift auf dem hässlichen Gesicht des segregierten Amerikas waren. Sie gaben der relativ kleinen schwarzen Mittelschicht einen kleinen Schub inmitten der sich verschärfenden Segregation bei Wohnungen, Bildung und anderen Bereichen. Aus Sicht der herrschenden Klasse waren Affirmative Action und DEI Mittel, sich im Glanz der Vielfalt zu sonnen, um so besser den Dreck der rassistischen Unterdrückung aufrechtzuerhalten und die Arbeiterklasse zu spalten – bis die Herrschenden dann kürzlich beschlossen, die liberale Fassade ganz fallen zu lassen.
Kirk spielte auf den Schwindel an, der im Kern von Affirmative Action und DEI steckt. Die Liberalen erwarten von den weißen Werktätigen, dass sie aus moralischer Verpflichtung gegenüber anderen das Schrumpfen ihrer eigenen Chancen einfach hinnehmen. Kirk wollte damit jedoch die falsche Schlussfolgerung verbreiten, dass es heute in den USA keinerlei Hindernisse für den Aufstieg von Schwarzen gäbe außer ihrer angeblichen „Opfermentalität“ und den von ihm als kulturelle Probleme bezeichneten Phänomenen, etwa abwesende Väter. In letzterem Punkt stimmte er gewissermaßen mit Obama überein; und wie dieser stellte auch Kirk die USA gerne als postrassistisch dar. Während also die Liberalen weiße Jugendliche und Arbeiter („weiße Privilegien“) für die miserablen Lebensbedingungen von Schwarzen verantwortlich machen, gab Kirk den Schwarzen selbst die Schuld daran und warf ihnen vor, dass sie dadurch weiße Jugendliche und Arbeiter zurückhielten. In beiden Fällen werden weiße und schwarze arbeitende Menschen gegeneinander ausgespielt, und genau der Teil der Gesellschaft, der wirklich für den schlechten Status der schwarzen Bevölkerung in Amerika, die Ausbeutung der weißen Arbeiter und die düsteren Aussichten für die jüngeren Generationen verantwortlich ist – die herrschende Klasse, die das Sagen hat –, kommt ungeschoren davon. Tatsächlich segregieren sie die Schwarzen gewaltsam am unteren Ende der Gesellschaft, um die Arbeiter besser gegeneinander aufzuhetzen und die Standards für akzeptable Arbeitsbedingungen für weiße Arbeiter zu senken.
Es gibt einen Ausweg aus diesem Kreislauf: für mehr besser bezahlte Arbeitsplätze und bessere Bedingungen für alle zu kämpfen und die Türen der Spitzenuniversitäten weit zu öffnen. Dafür muss sowohl gegen die Liberalen als auch gegen Trump gekämpft werden, der eifrig dabei ist, neue Wege zu finden, um die Position der Bosse zu stärken, indem er fast alle anderen in den Boden trampelt. Um diesen Kampf zu gewinnen, muss eine möglichst starke Kraft gebildet werden, die auf der Einheit gegen den gemeinsamen Feind basiert. Weiße Arbeiter werden sich dem Kampf der Schwarzen nicht aus moralischer Verpflichtung anschließen, sondern um ihre eigenen materiellen Interessen voranzubringen; und Schwarze werden sich nicht aus blindem Vertrauen mit weißen Arbeitern zusammenschließen, sondern um vorwärtszukommen gegen ihre eigene Segregation.
„Es gab Böses, es [Jim Crow, offizielles System der Rassentrennung] war schrecklich, aber schwarze Amerikaner sind heute, im Jahr 2024, ärmer als in den 1950er-Jahren“ (Kirk, Jubilee „Surrounded“, 8. September 2024).
Kirk trieb immer Schindluder mit Fakten, um sein Narrativ voranzutreiben, hielt aber gleichzeitig an einigen Elementen der Wahrheit fest, um Vorwürfe der Lüge abzuwehren. Dies war ein solcher Fall, der darauf abzielte, die Liberalen wirklich zu provozieren. Technisch gesehen sind Schwarze heute zwar nicht ärmer als damals, aber die anhaltende tiefe Armut in den schwarzen Innenstädten und ländlichen Gebieten ist für alle offensichtlich – und er fragte ja nur, warum das trotz der Verabschiedung des Civil Rights Acts und anderer „antirassistischer Gesetze“ so sei.
Diese Frage war eine frontale Herausforderung für die liberale Sichtweise der Bürgerrechtsbewegung. Als Reaktion darauf bezeichneten die Liberalen ihn als Rassisten, weil er Jim Crow verteidige (was er nicht tat) oder weil er selbst „den Opfern die Schuld gab“. Aber sie wollten sich beileibe nicht mit der unangenehmen Wahrheit auseinandersetzen: Die von den Liberalen angeführte Bürgerrechtsbewegung war nicht darauf ausgerichtet, die Bestrebungen der schwarzen Massen zu erfüllen, sondern darauf, der schwarzen Elite die Tür zu öffnen. So beschränkten sich ihre Errungenschaften auf formale demokratische Rechte, während sich die grundlegenden Lebensbedingungen – insbesondere in den Schlüsselbereichen Arbeit, Löhne, Wohnen und Bildung – für die überwiegende Mehrheit der schwarzen Bevölkerung verschlechterten. Bei der Rassentrennung geht es darum, die schwarzen Massen gewaltsam am unteren Rand der Gesellschaft zu halten – und Jim Crow war einer der Mechanismen dafür.
Angesichts der massiven sozialen Kämpfe konnte die herrschende Klasse die gesetzliche Rassentrennung aufgeben, weil sie dadurch auf internationaler Ebene ihr Image verbessern konnte – was dringend nötig war –, aber die Stiefel, mit denen sie Schwarze niedertrampelte, benutzt sie weiterhin. Die herrschende Klasse wird niemals zulassen, dass die schwarzen Massen sich einfach so erheben – denn damit würde sie ihre stärkste Waffe zur Schwächung der gesamten Arbeiterklasse aufgeben. Deshalb wurde die liberale Bewegung jäh gestoppt, als sie nach der Abschaffung der Jim-Crow-Rassentrennung im Süden und der Verabschiedung „antirassistischer“ Gesetze wie dem Civil Rights Act von 1964 in den Norden vordrang. Die Bürgerrechtsbewegung konnte die Segregation bei den grundlegenden Lebensbedingungen nicht beseitigen, solange die liberale Führung den Kampf mit Händen und Füßen an einen Flügel der herrschenden Klasse kettete. Bis heute werden Schwarze in allen vier Schlüsselbereichen und darüber hinaus am unteren Ende der Gesellschaft festgehalten.
Um diese Situation zu ändern, ist eine tatsächliche Kollision mit den Interessen der herrschenden Klasse nötig, nicht eine Änderung der Denkweise der Menschen, sei es durch liberale Privilegienkontrolle oder Kirks „Familienwerte“. In dieser Hinsicht spielt der seit den 1950er-Jahren niedergehende Status der Arbeiterbewegung eine sehr große Rolle dabei, dass Schwarze nicht aus der Armut ausbrechen können. Die Gewerkschaften haben unter ihrer eigenen liberalen Führung eine lange Phase der Niederlagen und Stagnation durchlaufen, die bis in die frühen 1980er-Jahre zurückreicht, als Angriffe auf die begrenzten Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung an Fahrt gewannen. Das ist kein Zufall: Weiße Arbeiter werden aufgrund des Abwärtsdrucks auf ihre Lebensbedingungen niemals in der Lage sein, deutlich über die unterste Schicht der Klasse hinaus aufzusteigen. Die Gewerkschaften müssen gestärkt werden, um gemeinschaftlich alle Arbeiter zu verteidigen – vor allem indem sie die Gleichberechtigung der Schwarzen frontal in den Mittelpunkt stellen.
„Schwarze begehen mehr Verbrechen als Weiße, sie begehen mehr Morde, sie begehen mehr Brandstiftungen, sie begehen mehr Entführungen ... das ist kein Krieg gegen Drogen, das ist ein kulturelles Problem... Warum begehen so viele Schwarze Morde außerhalb ihrer Bevölkerungsgruppe?“ (Kirk, ebenda)
Aktuelle Statistiken zeigen, dass Schwarze mehr Morde begangen haben, aber nicht insgesamt mehr Verbrechen. Es ist auch eine Tatsache, dass die meisten dieser Morde Verbrechen von Schwarzen an Schwarzen waren. Hier ist ein weiterer Fall, in dem Kirk übertrieben hat, um reaktionäre Schlussfolgerungen zu ziehen, aber auch ein echtes soziales Problem anspricht, dem die Liberalen ausweichen wollen. Als das Thema zur Sprache kam, schrien sie „Rassismus“ und führten alternative Statistiken an – obwohl sie genau wussten, worauf er hinauswollte, taten sie so, als würde der bloße Verweis auf für Schwarze ungünstige Kriminalitätsdaten zwangsläufig Rassismus schüren. Im Allgemeinen spielen die Liberalen das Problem der Kriminalität unter Schwarzen herunter, um so zu tun, als müsse nichts unternommen werden. Gelegentlich wiesen einige auf sozioökonomische Faktoren wie bittere Armut und schlechte Schulen hin, verstummten jedoch, als Kirk argumentierte, dass dieselben Bedingungen auch in den 1940er-Jahren herrschten.
Zunächst einmal war der nationale Kontext damals ein ganz anderer als heute. In den 1940er-Jahren befand sich die herrschende Klasse der USA nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Höhepunkt ihrer Macht, und ihre industrielle Basis ragte über alle anderen weit heraus. Für schwarze Jugendliche gab es Arbeitsplätze auf den untersten Stufen der Karriereleiter, und die Herrschenden des Landes verfügten über einen so großen sozialen Überschuss, dass sie es sich ohne Weiteres leisten konnten, ein Sicherheitsnetz für die Armen zu schaffen, um soziale Unruhen zu verhindern. Heute sind gute Arbeitsplätze aufgrund der Deindustrialisierung und des Kampfes gegen die Arbeiterschaft nur noch schwer zu finden, und dieses Sicherheitsnetz wurde immer weiter gekürzt, da die herrschende Klasse denkt, dass sich die Kosten nicht mehr lohnen. In der Zwischenzeit hat sich die Überwachung schwarzer Stadtviertel erheblich verschärft. Unter dieser Schreckensherrschaft greifen sich die Bullen schwarze Menschen heraus und verhaften sie, wo immer sie können.
Viele Schwarze müssen unter unerträglichen Bedingungen leben – unter schlechtesten Wohnverhältnissen, schlechtester Gesundheitsversorgung und schlechtesten Schulen. Sie sind in verarmten, abgetrennten Vierteln gefangen und haben nur minimale Chancen, über die Runden zu kommen, geschweige denn von dort wegzukommen. Diese Umstände sind ein Nährboden für antisoziales Verhalten. Das ist keine Frage schlechter Kultur, sondern des verzweifelten Versuchs zu überleben. Die Antwort ist nicht, wie Liberale manchmal vorschlagen, Sozialarbeit oder mehr Bullen, die jede Situation immer nur weiter verschlimmern. Es geht auch nicht um eine Veränderung der Werte, die wenig bis gar keine Bedeutung haben, wenn kein Essen auf dem Tisch steht oder es kein Dach über dem Kopf gibt. Vielmehr geht es darum, mehr Grundbedürfnisse der schwarzen Bevölkerung zu erfüllen – nicht indem man den weißen Arbeitern Geld und Ressourcen wegnimmt, sondern indem man der herrschenden Klasse Geld und Ressourcen wegnimmt, deren Griff auf die Gesellschaft und ihren Reichtum die Katastrophe verursacht.
„Was ist eine Frau?“ (Kirk, ebenda)
Kirk würde eine strikt biologische Definition geben und die Frage Liberalen an den Kopf werfen, deren Identitätspolitik sie völlig von der Realität abkoppelt. Zum Beispiel beharrte ein Liberaler, der von der Gesellschaft offensichtlich als Mann wahrgenommen werden würde, darauf: „Wenn ich mich gerade jetzt entschließen würde, mich als Frau zu identifizieren, wäre ich eine Frau.“ Weit davon entfernt, Transgender-Personen zu verteidigen, schrecken solche Behauptungen, die so offensichtlich im Widerspruch zur realen Welt stehen, Arbeiter nur ab, die es besser wissen. „Wenn ich mich jetzt entschließen würde, mich als Boss zu identifizieren, wäre ich ein Boss.“ Klar doch.
Für Kirk wird eine Frau streng nach körperlichen Merkmalen wie Chromosomen und Fortpflanzungsorganen definiert. Natürlich ist es lächerlich zu behaupten, dass das Vorhandensein einer Gebärmutter nichts mit Weiblichkeit zu tun hat. Allerdings können einfache Biologie und die Fähigkeit, Kinder zu gebären, keinerlei Einblick darin geben, was es bedeutet, eine Frau in einer Gesellschaft zu sein, die Erwartungen daran stellt, wie Frauen sich verhalten, sprechen, kleiden, pflegen und auftreten sollen, welche Berufe sie ausüben sollen und vieles mehr. Kirks Definition einer Frau spiegelt sein politisches Ziel wider: die Gesellschaft dazu zu bringen, Transpersonen als Ausgestoßene zu meiden und Geschlechternormen im Zwangskorsett der patriarchalischen Familie zu verstärken.
Im Gegensatz dazu wollen die Liberalen die gesellschaftliche Akzeptanz des Rechts auf Geschlechtsumwandlung erreichen, nur gehen sie dabei völlig falsch vor und auf eine Weise, die garantiert nach hinten losgeht. Während Kirk die biologische und soziale Bedeutung des Frau-Seins gleichsetzte, definieren sie Weiblichkeit als das, was jemand zu einem bestimmten Zeitpunkt will. Das ist aus biologischer Sicht eindeutig falsch. Um dies abzutun, argumentieren die Liberalen, dass das Geschlecht nicht binär (männlich und weiblich) ist, sondern bimodal (ein Spektrum mit zwei Hauptclustern). Diese Ablehnung des Binären als reine Erfindung macht es nur noch schwieriger, mit den Komplexitäten der physischen und sozialen Welt umzugehen, angefangen bei den ziemlich offensichtlichen biologischen Grundlagen der Weiblichkeit. Die Anerkennung der gegensätzlichen Geschlechter an sich schließt Variationen, also Ausnahmen von der Regel, überhaupt nicht aus.
Die Behauptung von Liberalen, dass es nur im Kopf des Einzelnen entschieden wird, ob man eine Frau ist oder nicht, ist auch in gesellschaftlicher Hinsicht falsch, da Geschlechternormen tief in bedeutenden Institutionen wie der Familie verwurzelt sind. Nur weil Weiblichkeit ein soziales Konstrukt ist, bedeutet das nicht, dass jeder frei bestimmen kann, was eine Frau ist. Sich selbst als einem bestimmten Geschlecht zugehörig zu identifizieren garantiert noch keine gesellschaftliche Akzeptanz dieser Identität. Niemand weiß besser als Transmenschen selbst, wie schwierig der Übergang ist. Letztendlich geht es beim Aufbrechen von Geschlechternormen darum, die Gesellschaft zu verändern, nicht Identitäten. Der liberale Fokus auf Identität führt nur dazu, dass man die Unterdrückung von Transpersonen nicht bekämpft, indem die Bewegung von der Gesellschaft isoliert wird.
Transmenschen erlangten in den letzten Jahren der liberalen Ordnung ein gewisses Maß an Akzeptanz, als die Herrschenden des Landes sich bemühten, den Anschein von sozialem Fortschritt zu erwecken, um von ihrer Unfähigkeit abzulenken, irgendetwas von materiellem Wert zu bieten. Und diese „fortschrittliche“ Fassade wurde abgerissen, sobald sie der herrschenden Klasse nicht mehr in den Kram passte.
Um den aktuellen Ansturm zu stoppen und tatsächlich etwas zu erreichen, muss der Kampf für Transgender-Rechte mit dem Kampf der Arbeiterklasse verbunden werden, die ein objektives Interesse daran hat, eine neue Gesellschaft einzuleiten. Der Weg dahin ist nicht, Arbeiterinnen und Arbeitern zu sagen, dass sie alle Genderformen begrüßen müssen, sondern ihnen zu zeigen, dass der Kampf zur Verteidigung von Transpersonen tatsächlich zu ihrem Vorteil ist, dass die Angriffe auf die Rechte von Transpersonen ein Vorläufer für die Aushöhlung der Rechte der Arbeiterklasse als Ganzes sind und dass die Vereinigung von Transpersonen und Arbeitern zur eigenen Verteidigung beide Gruppen nur stärken kann. Das ist dringend notwendig in einer Zeit, in der Trump jede Gelegenheit nutzt, um Transmenschen und Arbeiter gleichermaßen zu verfolgen.
Die Linke hat durch ihr Versäumnis, sowohl den Liberalen als auch den Rechten echte materialistische Argumente entgegenzusetzen, Arbeiter massenhaft von sich abgestoßen. Nur wenn wir den Kampf für die Interessen der Arbeiter mit der Verteidigung der Unterdrückten verbinden, können wir die Einheit unserer Klasse sichern und die notwendigen Kräfte mobilisieren, um den drohenden Angriffen standzuhalten. Sollen sich die Liberalen doch selbst diskreditieren, wenn sie die Sorgen der Arbeiter mit leeren moralischen Argumenten leugnen und abtun; machen wir stattdessen deutlich, dass die Linke ein Programm hat, um beide Flügel der herrschenden Klasse zu bekämpfen. Nur so kann eine klassenkämpferische Bewegung aufgebaut werden, die der Anziehungskraft von Reaktionären wie Kirk oder der verzweifelten Einzelkämpfermentalität entgegenwirkt.