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Unsere langjährige Genossin Catherine Aubel starb am 14. August in Berlin nach einer langen und zunehmend schwächenden Krankheit. Sie wurde 75 Jahre alt. Sie war eine selbstbewusste, sympathische und schöne Genossin, deren Intelligenz und feiner Humor eine große Stärke für die Partei darstellte.
Catherine, aufgewachsen in Lindsay, Ontario, Kanada, radikalisierte sich wie viele junge Linke in den 70er-Jahren durch die Antikriegsbewegung über Vietnam, den Kampf der Black Panthers gegen die Rassenunterdrückung und die Kämpfe für die sexuelle Freiheit und soziale Gleichheit der Frauen. Sie gehörte zu den jungen Frauen, die durch die Frauenbewegung inspiriert und zur linken Politik rekrutiert wurden. Sie kam 1975 mit der Spartacist League Canada zusammen, studierte den Trotzkismus und trat der kanadischen Sektion der damaligen internationalen Spartacist Tendenz, heute Internationale Kommunistische Liga, bei.
Wie viele unserer jungen kanadischen Genossen, die später in andere Sektionen gingen, um den Aufbau unserer internationalen Tendenz voranzutreiben, wurde auch sie direkt zum Konzept der Leninschen Partei und Internationalismus gewonnen. So meldete sich Catherine 1976 sofort, um mitzuhelfen, die deutsche Sektion Trotzkistische Liga aufzubauen, und zog nach Westberlin. Catherine brachte den Genossen nicht nur kanadische Kultur und die Lieder der Arbeiterbewegung bei, sondern gab auch Englischstunden, damit die Genossen unsere amerikanische Zeitung Workers Vanguard lesen konnten.
Die scharfe Trennung zwischen geistiger und manueller Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft war Catherine stets ein Dorn im Auge. Nicht nur half sie gutes Werkzeug zu finden, mit dem alle Genossen arbeiten konnten. Sie war auch oft Teil der Teams, die für die Instandhaltung und den Aufbau unserer Büros sorgten. Genossen erinnern sich gut, wie sehr sie jedes Wochenende in Ebay solide und preiswerte Regale, Tische und anderes Mobiliar für unser zentrales Büro in Berlin ersteigerte. Catherine ging immer dahin, wo auch die Partei hinging. So zog sie mit der Zentrale von Westberlin nach Frankfurt, später nach Hamburg, und als die deutsche Sektion für einige Zeit aufgelöst wurde, ging sie nach London, um später die deutsche Sektion erneut in Berlin wiederaufzubauen. Dabei war auch unser Genosse Herbert, den Catherine 1987 in Kanada heiratete. Besonders am Herzen lag ihr das Training junger Genossen und die Gewinnung von Freunden und Kontakten für die Partei. Überall wurde Catherine als eine Genossin geschätzt, die mit beiden Füßen auf dem Boden stand, mit der man Pferde stehlen konnte, die sie wie Hunde und Katzen liebte. Gerne hörte man mit ihr Musik und ging tanzen. Sie propagierte auch vielen Genossen ihre Vorliebe für Bauchtanz. Die Genossen schwärmten von ihrer und Herberts Gastfreundschaft, den Einladungen zur Maibowle mit Waldmeister und ihrem guten Essen.
Catherine war überzeugte Gewerkschafterin und gewann auch Kollegen zuletzt zum Verständnis, dass man Streikposten nicht überquert. Catherine arbeitete in der Sektion als Setzerin für die Zeitung, später als Kassiererin und war in der Ortsleitung aktiv. Besonders aber half sie beim Aufbau des Komitees für soziale Verteidigung, das bis zum heutigen Tage sich für die Anliegen und Fälle im Gesamtinteresse der Arbeiterklasse einsetzt. Sie setzte sich unermüdlich für die Verteidigung von Mumia Abu-Jamal ein. Dabei war sie geradezu akribisch darin, jede Spende zu verfolgen und ihre Weitergabe sicherzustellen.
Catherine hatte viele Jobs und arbeitete an der Charité, wo sie nicht nur medizinische Texte in der Neurologie übersetzte und an den Streiks teilnahm, sondern auch ein tiefes Interesse des Kampfes gegen soziale Unterdrückung entwickelte. Besonders wichtig fand sie die Arbeit von Magnus Hirschfeld, Sozialwissenschaftler, der sich in den 20er-Jahren für die Schwulen-Befreiung einsetzte. Catherine wollte immer, dass wir ihn besonders würdigen. Dazu passen auch jetzt unser Kampf und die Diskussion zur Transgender-Befreiung.
Catherine begrüßte sehr den aktuellen Kampf in der IKL, und damit auch der deutschen Sektion, um die Rückgewinnung des revolutionären Programms, auf dem sie gegründet wurde. Es gelang ihr, ihren kämpferischen Geist und ihr intensives politisches Interesse bis in die letzten Jahre zu bewahren. Wir vermissen Catherine schrecklich und sprechen ihrem Mann und Genossen Herbert, ihrem Bruder, ihrer Schwester und der ganzen Familie unser Beileid aus. Wir sind stolz darauf, sie zu ehren.