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Übersetzt aus Freedom for Kashmir! Azadi! (Englisch), Spartacist (English edition) Nr. 70 ,

26. APRIL – Der Anschlag von Pahalgam ist der letzte in einer langen Reihe von Gräueltaten, die sich auf dem Boden des von Indien besetzten Kaschmir ereignet haben. Der Anschlag, der von „The Resistance Front“ (TRF), einer kaschmirischen Separatistengruppe, verübt wurde, forderte das Leben von 26 Touristen und ist damit das tödlichste nicht-militärische Ereignis in dem Konflikt seit dem Jahr 2000. Innerhalb weniger Stunden eskalierten die Spannungen zwischen Indien und Pakistan drastisch. Indien beschuldigte Pakistan des „Terrorismus“ und stufte die diplomatischen Beziehungen herab. Außerdem setzte es den Vertrag über die gemeinsame Nutzung des Induswassers aus, eine Provokation, die Pakistan als „Kriegshandlung“ bezeichnete. Pakistan revanchierte sich, indem es das Simla-Abkommen aussetzte, einen Friedensvertrag zwischen den beiden atomar bewaffneten Ländern. Die Armeen der beiden Länder lieferten sich sogar einen Schusswechsel.

Unterdessen nimmt die antimuslimische Stimmung in Indien immer mehr zu, und die nationalistische Demagogie ist auf beiden Seiten explodiert. Während Modi brüllt, Indien werde die Angreifer „bis ans Ende der Welt“ verfolgen, will das Militär das Vorgehen Israels im Gazastreifen auf Kaschmir anwenden. Bei Redaktionsschluss steht die Region auf Messers Schneide. Pahalgam ist ein krasses Beispiel für das südasiatische Pulverfass.

Hinter der Selbstdarstellung beider Länder geht die Frage von Kaschmir selbst verloren. Kaschmir, das während der Indisch-Pakistanischen Teilung aufgeteilt wurde, wird von beiden Ländern beansprucht und steht seit 1947 im Mittelpunkt der Spannungen und Kriege zwischen ihnen. Doch Kaschmir gehört niemand anderem als dem kaschmirischen Volk, das seit der Teilung gegen seine nationale Unterdrückung kämpft. Die elementarste Pflicht eines jeden Revolutionärs auf dem Subkontinent ist es, den demokratischen Kampf des kaschmirischen Volkes gegen seine nationale Unterdrückung zu unterstützen und zu fordern: Freiheit für Kaschmir! Für das Recht auf Selbstbestimmung für ganz Kaschmir!

Der indische Staat, der die Vorherrschaft der Hindus verteidigt, bezeichnet den Freiheitskampf Kaschmirs als „Terrorismus“, um der Region drakonische Maßnahmen aufzuerlegen (z. B. das Gesetz zur Verhinderung rechtswidriger Handlungen, UAPA), seine gewaltsame Besetzung zu rechtfertigen, den Kampfgeist der Kaschmiris zu unterdrücken und antimuslimische Stimmung unter der hinduistischen Mehrheit Indiens zu schüren. Indien benutzt Kaschmir auch als Keule gegen Pakistan und zur Förderung der Spaltung zwischen den beiden Bevölkerungen. Pahalgam ist ein direktes Ergebnis dieser Dynamik: Die TRF wurde 2019 mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet, für die Abspaltung zu kämpfen, als Reaktion darauf, dass die Regierung Kaschmir seinen Sonderstatus aberkannt und es damit weiter dem indischen Staat unterworfen hat. Nieder mit dem UAPA! Indische Truppen raus aus Kaschmir!

Wir lehnen die wahllose Tötung von Zivilisten ab und verurteilen den Angriff in Pahalgam. Solche Taten sind kontraproduktiv. Nicht die Touristen sind das Problem, sondern die indischen Machthaber. Die Ermordung von Zivilisten kann nur Misstrauen und Wut unter den breiten Massen schüren, die selbst vom indischen Staat unterdrückt werden und deren Unterstützung für einen wirksamen Kampf gegen ihn entscheidend ist. Solche Methoden vertiefen nur die giftigen Spaltungen, die von den herrschenden Klassen gefördert werden.

Militante Kaschmiris müssen die Massen der Hindus, Sikhs und aller anderen Werktätigen Indiens für ihre Sache gewinnen und zeigen, warum der Kampf für die Freiheit Kaschmirs Teil ihres eigenen Kampfes sein muss. Dies ist nicht nur notwendig, sondern auch möglich. Die Modi-Regierung, die Donald Trumps Stiefel leckt, wird die Armen und Bauern vernichten, während sie Sikh-Nationalisten ins Gefängnis wirft und den Tamilen weiter Hindi aufzwingt – und das alles, während es im indischen Bundesstaat Manipur weiter brennt. Für einen vereinten Kampf gegen die pro-imperialistische Hindutva-Regierung!

Die Eskalation mit Pakistan birgt die Gefahr eines kommunalen Blutbades und eines Atomkrieges. Wenn die beiden Regierungen aufeinander losgehen, werden die katastrophalen Folgen von den einfachen Menschen getragen, die kein Interesse daran haben, in den Krieg zu ziehen, um ihre Nachbarn zu töten. Die Machthaber säen Spaltungen, weil es ihnen hilft, einen „Feind“ zu schaffen, gegen den sie Unterstützung im eigenen Land aufbauen und sichern können. Die anti-pakistanische Stimmung stärkt die nationale Einheit Indiens, so dass die Jugend vorübergehend die massive Arbeitslosigkeit übersieht und sich auf die „Terroristen“ auf der anderen Seite der Grenze konzentriert. Ebenso erlaubt die anti-indische Stimmung in Pakistan der Sharif-Bhutto-Regierung, von der massiven Wirtschaftskrise abzulenken, die die Massen erdrückt, und die Tatsache zu verbergen, dass ihre eigene Armee dem Volk der Belutschen genau dasselbe antut, was die indische Armee dem Volk der Kaschmiris antut!

Letztlich stehen hinter der Eskalation und der nationalen Einheit die Eigeninteressen der Eliten beider Länder. Die einfachen Menschen in Indien und Pakistan haben dabei nichts zu gewinnen. Stattdessen müssen sie die Propaganda ihrer Regierungen bekämpfen, die Einheit der Arbeiterklasse mit ihren hinduistischen und muslimischen Brüdern und Schwestern jenseits der Grenze schmieden und gemeinsam die Forderung erheben: Freiheit für Kaschmir! Kashmir ke liye, azadi!